Fazit – Sizilien2HH

15. Juli 2019 3 Von Felix

Wie versprochen gibt es noch einen abschließenden Beitrag mit ein paar Fakten, Eindrücken, dem Zustand unserer Ausrüstung sowie einer Idee zur nächsten Tour. Wir haben also nicht genug bekommen und steigen auch jetzt immer noch gerne auf das Fahrrad. Am Freitag nach der Ankunft sind wir direkt quer durch Hamburg zum italienischen Supermarkt Andronaco geradelt um die italienischen Spezialitäten zu besorgen, die wir nicht mitbringen konnten und kennengelernt haben.

Unsere gefahrene Route

Wir können nach dieser zweimonatigen Tour allen ebenso reise freudigen Radlern nur dazu raten so etwas auch zu machen. Es war beeindruckend wie abwechslungsreich eine so lange Tour sein kann. Die Motivation ebbte nicht ab und die ersten Wochen kamen einem vor als wäre man schon eine Ewigkeit unterwegs, da jeden Tag neue Eindrücke dazukommen. Dieses Gefühl ist einem jedoch bekannt, wenn es der jeweilige Jahresurlaub zulässt. Nach den drei bis vier Wochen Urlaub war das zurückblicken schwierig, da man schon so viel erlebt hat. Es stellte sich also ein Gefühl ein, was man im gewöhnlichen Jahresurlaub bisher nicht erlebt hatte. Da die Tour immer weiter geht, genießt man an jedem Tag den Augenblick und es entsteht eine besondere Entspannung im Kopf. Man freut sich auf das noch Bevorstehende der Tour und genießt.

Fakten

Zunächst habe ich ein paar Fakten in folgender Tabelle gesammelt:

Distanz, gesamt4514 km
Distanz, Durchschnitt pro Tag98 km
längste Etappe159 km
Anstieg, gesamt39236 m
Anstieg, Durchschnitt pro Tag853 m
Durchschnittsgeschwindigkeit, gesamt19,7 km/h
Fahrzeit, gesamt231:45:33 h:m:s
Regentage2-3
maximale Temperatur (Region Rhein, Bodensee, Pfalz)38 °C
minimale Temperatur (Sila Gebirge, Kalabrien, Italien)7 °C
höchster Punkt der Tour (Malojapass)1815 m
Anzahl der bereisten Länder8

Tops und Flops

Wir haben die Tour sehr genossen und wir sind immer noch begeistert von den Erlebnissen. Dennoch gab es auch ein paar Dinge, die etwas Nerven gekostet haben. Im Folgenden sind die wichtigsten positiven und negativen Dinge zusammengefasst.

Kathi’s Tops

  • Freundlichkeit / Unterstützung aller Leute die wir im Lauf der Tour getroffen haben
  • Der Ausblick vom Malojapass
  • Die Vulkan-Regionen (Änta, Stroboli und Vesuv)
  • Radwege in Holland
  • Die Nachtfahrt nach Hamburg

Kathi’s Flops

  • Anstiege in der prallen Sonne
  • Autofahrer in Deutschland und Frankreich
  • Die Ardennen in Luxemburg

Felix’ Tops

  • Engadin in der Schweiz
  • Campingplatz vor dem Malojapass (Schweiz)
  • Region um den Ätna
  • Tour zum Stomboli
  • antike Stadt Pompei
  • Nationalparks in Italien (Cilento, Apennin, Sila)
  • Bekanntschaften mit anderen Reisenden und Landsleuten
  • Nachtfahrt und letzte Etappe mit der Überfahrt der alten Elbbrücke

Felix’ Flops

  • Anstiege bei Hitze in der prallen Sonne mit attackierenden stechenden Bremsen
  • deutsche und französische Autofahrer gegenüber Radlern
  • Auslassen des Nationalparks Abruzzen wegen des Wetters und Kathis Erkältung sowie Umfahren von Pollino (Wetter)
  • ewiges Auf und Ab im Norden von Luxemburg
  • Küstenstraßen in Süditalien

Ausrüstung nach der Tour

Im folgenden haben wir ein paar Erfahrungen zu unserer Ausrüstung zusammen gefasst.

Fahrräder

Bis auf zwei Platten an meinem Hinterrad und einem Satz getauschter Bremsbeläge an Kathi’s hinterer Scheibenbremse, haben wir keine Ausfälle oder Schäden erlitten. Die Ketten haben nach unserer Ankunft das Verschleißmaß der Kettenlehre nicht erreicht und können somit noch eine Weile weitergefahren werden. Sehr erstaunlich bei dieser Laufleistung. Vermutlich waren es die idealen Bedingungen (trockenes Wetter) und die regelmäßige Schmierung (ca. alle 200 km). Für die nächste Tour würden wir jedoch an der Übersetzung beider Räder noch etwas machen. Es war alles machbar, jedoch würden einem die ganz steilen Passagen mit ein paar Zähnen mehr am Ritzel leichter fallen.

Gepäck

Wie die meisten wahrscheinlich gelesen haben, gab es nur Probleme mit der Doppelluftmatratze und den Tachos. Die Luftmatratze ist beim Händler angekommen und wir warten nun auf eine Rückerstattung, da wir uns auf der Tour bereits die neuen gekauft hatten. Die zwei neuen selbst aufblasbaren Sea to Summit Sea Isomatten (Camp S.I. Mat) sind hervorragend. Zunächst dachten wir, dass der R-Wert von vier zu hoch sei, da die vorherige einen von 1,6 hatte und es nicht kalt war (Wärmedurchgangskoeffizient je größer der Wert ist, umso besser die Isolierung). Jedoch hatte man morgens immer etwas Kondensfeuchtigkeit unter dem Schlafsack und der Luftmatratze. Mit den neuen Isomatten hat man das Problem nicht mehr. Des Weiteren sind sie bequemer als eine reine Luftmatratze, da der Schaum in der Matte das Liegen angenehmer macht als nur auf Luftkissen. Die beiden Tachos von Sigma sind durch den Wasserschaden immer noch defekt. Kathis zeigt zumindest wieder etwas an, misst aber keine Geschwindigkeit mehr. Ein Armutszeugnis für Sigma. Bisher waren es für mich die besten Tachos und ich nutze diese seit vielen Jahren. Die neuste Modellreihe scheint jedoch ein Problem mit starkem Regen zu haben, da neben unseren Tachos auch einer von einem Rezensenten eines Fahrrad-Onlineshops das gleiche Problem hat.

Einen weiteren kleinen Defekt hatten wir bei einem Ultra-Sil Packsack von Sea to Summit, der in meiner Ortliebtasche an der Kunststoff Mutter aufgescheuert wurde und somit nicht mehr dicht ist. Ansonsten sind wir mit der Ausrüstung sehr zufrieden gewesen. Das Zelt ist absolute Spitze und wird uns hoffentlich noch lange begleiten. Die Schlafsäcke G145 mit der Kunstfaserfüllung G-Loft von Carinthia sind ebenfalls sehr zu empfehlen. Sie waren an den meisten Tagen zu warm, so dass man sich nur halb damit zugedeckt hat, aber in den kälteren Nächten waren wir sehr froh darüber. Das Packmaß kommt fast an einen Daunenschlafsack heran und das Gewicht ist nur minimal (~10%) höher als bei einem vergleichbaren Daunenschlafsack. Der Vorteil der Kunstfaser ist neben der Tierfreundlichkeit, die uns wichtig ist, das schnelle Trocknen und das bestehen bleiben der Isolierungswirkung bei feuchten Fasern.

Wenn wir über eine weitere Reduzierung des Gepäcks nachdenken, bleibt nicht mehr viel übrig was wegrationalisiert werden kann. Wir haben alles benötigt, was wir dabei hatten. Eine kurze Hose ließe sich reduzieren, da die Zip-Off-Hose als solche dienen kann und dann ebenfalls als Badeshorts herhalten müsste. Anstelle der kurzen Hose würde jedoch eine Regenhose ins Gepäck kommen, wenn Dauerregen und Temperaturen unter 15°C tagsüber zu erwarten sind.

Update: Was im Nachhinein immer wieder auffällt und was das Beste an der geringen Gepäckmenge war ist das dadurch hervorgerufene Bewusstsein was man wirklich braucht. Um durch den Alltag zu kommen und viel zu erleben ist erstaunlich wenig nötig. Als wir nach der Reise zu Hause ankamen haben uns all die Dinge zunächst einmal überfordert und wir sehnten uns nach dem Minimalismus den wir auf der Tour hatten. Es wurde zu Hause also erst mal mit dem Ausmisten begonnen.

Was kommt als nächstes?

Schottland… mit dem Fahrrad natürlich 😉 Näheres wissen wir noch nicht.